Dr.-Ing. Martin Greve, Dr.-Ing. Malte Riesner, Dr.-Ing. Svenja Schubert, M. Eng. Kai Schütt, thyssenkrupp Marine Systems GmbH, Kiel
Unsere vernetzte globalisierte Welt ist im zunehmenden Maßen abhängig von einem weltweiten Daten- und Energienetz. Ein Beispiel für die Abhängigkeit ist das globale Banken- und Börsenwesen, welches auf den schnellen interkontinentalen Datentransfer angewiesen ist. Neben Cyberangriffen werden auch direkte physische Angriffe auf die Infrastruktur zu einer steigen Bedrohung. Bereits im Entwurf der Anlagen kann ein gewisser Schutz gegenüber Sabotage berücksichtigt werden, indem die Systeme resilient und redundant ausgeführt werden. Ein weiterer Sicherheitsbaustein ist dabei die Überwachung der kritischen Infrastruktur, wobei ein relevanter Teil unter Wasser liegt. Mit üblichen Methoden (z.B. über Radar oder Satellit) ist dieser Bereich nicht ausreichend zu überwachen. Auch der Einsatz von Schiffen beschränkt sich auf die Überwachung von Wassertiefen von weniger als 100m, um eine ausreichende Auflösung und Störungsfreiheit der Sonardaten zu erreichen. Mit der entsprechenden Sensorik ausgerüstete Unterwasserfahrzeuge bieten die technischen Fähigkeiten für eine detaillierte Aufklärung bis in große Wassertiefen. Sie sind zudem örtlich flexibel und können über große Distanzen eingesetzt werden. Diese Überwachung stellt ein fehlendes Puzzleteil zur ganzheitlichen Sicherung kritischer Infrastruktur dar. Wenn sie mit autonomen Fahrzeugen abgedeckt wird, entsteht der Vorteil personalunabhängig und permanent operieren zu können. Gefördert durch das BMWK entwickelt die thyssenkrupp Marine Systems GmbH zurzeit zusammen mit Projektpartnern im Forschungsvorhaben MUM2 (Fkz. 03SX543A) den Demonstrator eines unbemannten Unterwasserfahrzeugs (XLUUV). Das spätere Serienprodukt verfügt über die notwendigen Fähigkeiten um denkbare Überwachungsszenarien kritischer mariner Infrastrukturen zu erfüllen. Mit hochauflösenden Sonaren können großflächig Kabel oder Pipelines sowie Fundamente oder Jacketstrukturen untersucht werden. Wenn ein Verdacht auf Beschädigung oder Manipulation besteht, können mehrere Autonomous Underwater Vehicles (AUV) ausgesetzt werden, welche detaillierte Bilder und Videos erstellen können. Gesteuert durch einen Operator könnten zusätzlich mit einem Remotely Operated Vehicle (ROV) sogar Reparaturen durchgeführt werden. Neben den Aufklärungsfähigkeiten des Fahrzeugs, ist bereits die Präsenz im Seegebiet auf mögliche Angreifer abschreckend, da die genaue Position des leisen XLUUVs unbekannt ist. Im Vortrag werden die Bedrohungslage für kritische Infrastruktur im Meer ausgeführt und eine mögliche Überwachung mit dem XLUUV MUM für unterschiedliche Anwendungsfälle skizziert.