Ralf Sören Marquardt, Verband für Schiffbau und Meerestechnik, Hamburg
Die Schiffbauindustrie in Deutschland ist eine hochinnovative Branche, deren Weltmarktposition in weiten Bereichen auf Technologieführerschaft in den Nischenmärkten komplexer Spezialschiffe und derer Ausrüstung und Einrichtung für höchste Schiffsicherheits- und Umweltanforderungen beruht. Der Schiffsentwurf in der deutschen Industrie ist daher auf hohe Innovationsgeschwindigkeit und weitgehende Designautonomie ausgerichtet, spielt sich jedoch in einem regulatorischen Umfeld am, das von detaillierten, technisch beschreibenden Konstruktions- und Ausrüstungsanforderungen geprägt ist, die für komplexe, innovative Schiffstypen nicht angemessen sind. Zudem werden Schiffssicherheitsvorschriften im Rahmen des Maritimen Völkerrechtes der International Maritme Organization (IMO) in langwierigen, diplomatischen Prozessen auf der Grundlage des „kleinsten gemeinsamen Nenners“ und der weitgehenden Einstimmigkeit von 171 Mitgliedsstaaten entwickelt, von denen die meisten weit vom Stand der Schiffstechnik entfernt sind. Der Vortrag benennt die aktuellen regulatorischen Ziele sowie die technischen und diplomatischen Herausforderungen für die Schiffbauindustrie und führt ein in die Arbeitsweise einer Non-Governmental Organization (NGO). Der Europäische Schiffbauverband CESA (Community of European Shipyards‘ Associations) ist seit 1979 IMO-Mitglied mit Beobachterstatus und wirbt im Zusammenwirken mit nur wenigen Interessenvertretern der Schiffauindustrie für anspruchsvolle, branchengerechte, funktionale und innovationsfreundliche technische Vorschriften. Diese Anliegen werden in diesem Übersichtsvortrag anhand von Beispielen des aktuellen Arbeitsprogrammes des Maritime Safety Committees (MSC) erläutert, die auch auf der Agenda des heutigen Sprechtages stehen.